Die Kriegsverbrechen der deutschen Nazi-Besatzer sind offene Wunden in der Geschichte Griechenlands. Und griechische Gefangene in deutschen Konzentrationslagern? Ob Mauthausen, Neuengamme, Dachau oder Buchenwald: Fast jede Familie in Griechenland wusste einen Betroffenen in ihren Reihen. Die Schriftstellerin Eleni Tsakmaki, aufgewachsen im nordgriechischen Katerini, seit 1968 in München, spürt dem Schicksal der Häftlinge nach und verleiht ihnen Stimme und Gesicht. Ob Georgios Patrikios, Lina Perachia oder Panajiotis Grivas: Etliche der Überlebenden blieben nach 1945 wegen des griechischen Bürgerkriegs in der Bundesrepublik – wo ihre Erfahrungen kaum auf Interesse stießen. Der Band stützt sich auf ausführliche Gespräche, geführt in den 2000er Jahren. Entstanden sind Geschichten von Erniedrigung und Entmenschlichung in KZs und Zwangsarbeiterlagern, aber auch vom Überleben, vom Glück der Befreiung und der Rückkehr in die Heimat. Die Bedeutung der erstmals auf Deutsch zugänglichen Aufzeichnungen liege, so Barbara Distel, langjährige Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, im Vorwort des Bandes, »in der Empathie, mit der die Autorin auf die Opfer zuging«.
Eleni Tsakmaki, *1938 in Zagliveri bei Thessaloniki. 1961 im Zuge des Anwerbeabkommens nach Süddeutschland. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter Theaterstücke, Erzählungen und biographische Zeugnisse aus der Emigration. Protagonistin in den Dokumentarfilmen ›Töchter des Aufbruchs‹ (2012) und ›Wo die Träume warten‹ (2023). Mehrfache Auszeichnungen, darunter der Ehrenpreis der Vereinigung der Schriftsteller Griechenlands und prämiert beim Wettbewerb ›Fremde Heimat‹ der Stadt München.